Was man als Yachtmaster fürs Leben lernt

Stephan Hofmann ist seit kurzem RYA Yachtmaster Coastal. Wie er wurde, was er ist, erzählen wir auf dem MCO-Blog in einer dreiteiligen Serie. Teil 3: Wie man stundenlange Prüfungen übersteht und was das alles mit Kommunikation zu tun hat.

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Ich selbst habe ja Prüfungsangst. Der Gedanke, acht Stunden lang Yachtmaster-Prüfung zu machen, stresst mich sehr.

Stephan Hofmann: Vielleicht kann ich Dir da etwas die Angst nehmen! Ich kenn das auch von mir – die Nacht vor der Prüfung zum Yachtmaster Coastal hab ich nicht geschlafen, ich war so nervös, ich konnte kein Auge zumachen!

Wie bist Du dann damit umgangen?

Die acht Stunden Prüfung vergehen wie im Flug! Sorgen hab ich immer vor der Prüfung, wenn sie beginnt, bin ich dann aber ruhig und kann mich konzentrieren. Es macht dann plötzlich auch Spaß.

Das ist gut! Ich bin früher nur Jollen und Strandkatamarane gesegelt, das ist eine ganz andere Liga. Ich hatte als „Pinnenkind“ am Anfang zum Beispiel echte Probleme, mit 46 Fuß Yachten rückwärts in die Box zu steuern.

Es ist einfach auch eine Sache der Gewöhnung – Du bist mal eine Woche, vielleicht 14 Tage auf dem Schiff, dann aber wieder monatelang nicht mehr, vergisst vieles, musst vieles wieder aus den hinteren Hirnhälften hervorholen. Diese Phasen hab ich auch alle mitgemacht. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Woche, in der ist echt alles schief gelaufen. Da dachte ich: Scheiße! Warum gelingt es Dir nicht? Du kannst es doch eigentlich, Du hast das alles doch schon mal gehört. Das ist frustrierend, aber da muss man einfach über der Sache stehen, eine Meta-Ebene höher gehen.

Die Lernkurve geht nie linear nach oben, sie hat eine Wellenbewegung. Und dann bist Du eben mal eine Woche im Wellental! Dort zeigt sich der Durchhaltewille, da kommt die Motivation zum Tragen. Und ganz ehrlich: Auch wenn es mal schlecht läuft: Man darf das nicht zu ernst nehmen, es soll ja ein Hobby bleiben. Es ist wie bei einer langen Wanderung: Manchmal geht es super, manchmal tust Du Dir schwer, aber am Schluss bist Du stolz auf das, was Du geleistet hast. Und wenn es Dir nicht einfach so und ganz locker von der Hand gegangen ist, bist Du am Ende auch umso glücklicher.

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Von der Herausforderung her ist der Solent, wo Du Deine Prüfung gemacht hast, aber viel anspruchsvoller als etwa die Kanaren.

Ja, auf jeden Fall. Und die Trainingstage sind lang im Solent: Es geht frühmorgens los, und dann, wenn es dunkel wird, nochmal so richtig. Ich bin immer sehr geschafft, wenn ich von einer Ausbildungswoche nach Hause zurück komme. Du hast so viele Eindrücke, hast so viel gelernt. Du kannst in diesem Revier jedoch sehr viele Kombinationen von Seezeichen, Lichtern und Regeln live erleben. Du musst Zeitfenster berechnen, in denen Du eine Untiefe bei Flusseinfahrten passieren kannst und Du musst die Strömung berücksichtigen. Die Theorie in der Praxis erfahren – das ist genau meine Art zu Lernen. Das ist das, was ich an diesem Gebiet sehr schätze.

Hat Dir dein beruflicher Background als Polizist bei der Prüfung geholfen?

Ja! Das beruht auf Gegenseitigkeit. Der Umgang mit Menschen, die klaren Strukturen und Abläufe, die Kommunikation, das Leadership: Das alles hab ich im Beruf, aber auch den MCO-Törns. Für mich war das nicht nur eine private, sondern auch eine berufliche Weiterbildung.

Wo hast Du am meisten profitiert?

Sicher bei der Kommunikation. Wichtig sind prozessgesteuerte Abläufe, sei es beim Segelsetzen, sie es beim Anlegen: Wichtig ist, wie und in welcher Tonlage Du den Leuten Anweisungen erteilst. Es sind alles Segler, es sind alles Freunde und trotzdem bist Du die Person, welche aktuell nun das Sagen hat. Der Rest der Crew schaut auf Dich und Dein Verhalten – insbesondere, wenn es hektisch wird. Andersrum bist Du der, welcher sich unterzuordnen hat, wenn jemand anders im Lead ist. Egal welche Funktion Du an Bord hast: Du bist und bleibst immer ein Teil der Crew und kannst ausschließlich als Team die Aufgaben meistern. Man kann in dem Mikrokosmos Segelboot sehr viel ausprobieren und Erfahrungen fürs Leben sammeln. Spannend finde ich auch, dass ich noch zu den meisten Leuten aus den früheren Törns persönlichen Kontakt pflegen darf. Es sind Freundschaften entstanden, das bereichert mein Leben ungemein.

Stephan Hofmann, 53, aus der Zentralschweiz, ist Polizist und hat sich zwischen 2019 und 2023 von RYA Day Skipper zum Yachtmaster entwickelt.

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